"Masturbieren kann schwanger machen"
Ein Report des US-Kongresses enthüllt, was Amerikas Schüler im Sexualkunde-Unterricht so alles lernen. US-Präsident George W. Bush dagegen will Sex-Abstinenz mit Millionen Dollar fördern.
Im Sexualkunde-Unterricht geht es an Amerikas Schulen manchmal ziemlich haarsträubend zu. Vermeide jeden intimen Kontakt mit Deinem Freund oder Deiner Freundin, wird den Jugendlichen dort mitunter eingeschärft. Schon Berühren von Geschlechtsteilen mit der Hand, etwa zur gegenseitigen Masturbation, könne Mädchen schwanger machen. Homosexualität sei für viele ein Todesurteil: mehr als die Hälfte der schwulen männlichen Teenager in den USA habe Aids. Abtreibung wiederum könne zu lebenslanger Unfruchtbarkeit, ja sogar zum Selbstmord führen.
Das sind nur einige Beispiele „an falscher, irreführender und verzerrter Information“, die ein am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichter Report des US-Kongresses enthüllte. Die Autoren hatten 13 Sex-Lehrpläne unter die Lupe genommen, die in insgesamt 25 US-Bundesstaaten eingesetzt werden. Nur zwei davon seien fehlerfrei, heißt es. Der Rest enthalte eine atemberaubende Ansammlung von zum Teil bizarren Behauptungen:
– Ein Fötus ist bereits ab dem 43. Schwangerschaftstag eine denkende Person.
– Das Aids-Virus kann nicht nur durch Sex, sondern auch durch Schweiß und Tränen übertragen werden.
– Kondome sind kein Schutz. Jedes dritte würde beim Geschlechtsverkehr platzen.
Hinter diesen Sexual-Programmen stehen vor allem religiöse Gruppen und christliche Fundamentalisten. Sie wollen Amerikas Jugendliche zur Sex-Abstinenz bewegen. Denn nur durch eiserne Enthaltsamkeit, so lautet ihr Credo, könnten Teenager-Schwangerschaften und Sexual-Krankheiten wie Aids effektiv bekämpft werden. Und sie glauben, dass Schock-Botschaften noch am besten sicherstellen, dass bei den Heranwachsenden die Lust auf den frühzeitigen Sex erschlafft.
„Hier läuft etwas falsch“
„Ich habe nichts dagegen, wenn wir über Abstinenz reden“, meint der Demokratenabgeordnete Henry Waxman, der den Report initiierte: „Aber ich halte noch weniger davon, dass wir unsere Kinder belügen.“
Im Gegensatz zur religiösen Rechten setzt Waxman auf wissenschaftlich fundierten Aufklärungsunterricht: „Wenn wir Steuergelder dafür verwenden, Jugendliche in die Irre zu führen und ihnen medizinisches Basiswissen vorenthalten, dann läuft hier etwas sehr, sehr falsch.“
168 Millionen für die Enthaltsamkeit
Doch ausgerechnet Präsident Bush, der den religiösen Gruppen zum erheblichen Teil die Wiederwahl verdankt, ist ein großer Verfechter der Enthaltsamkeitslehre. Allein im kommenden Jahr will Bush 168 Millionen Dollar in die Abstinenz-Erziehung stecken. Das Gesundheitsministerium weist den Waxman-Report entschieden zurück. Die Studie stelle die Lehrpläne im allerschlechtesten Licht dar.
Bei Amerikas Jugendlichen indes sind die schulischen Anti-Sex-Stunden bisher kaum auf fruchtbaren Boden gestoßen. In einer Umfrage der US-Gesundheitsbehörde CDC erklärten 61 Prozent der 17- bis 18-jährigen High-School-Abgänger: „Ich hatte bereits Sex.“
quelle: stern
was die so alles lernen !