Hallo Olli!
Wirklich eine :super:
von dir, Peter Schiff zu interviewen.
Soweit ich weiß, ist Peter Schiff durchaus noch als Sprecher aktiv. Ich habe ihn in diesem Jahr etwa noch zufällig als Erzähler einer (wahrscheinlich aktuellen) Ohrenbär-Geschichte gehört. Außerdem hat er den Werbespot von einer 'Finanzgruppe', der diesjährig einige Zeit lang direkt vor der 20 Uhr-Tagesschau lief, seine Stimme geliehen. [Rolf Marnitz war übrigens im letzten Jahr auch noch in einer Dokumentation über ein Konzentrationslager zu hören. Und vor ein paar Jahren hat er entweder die Ansprache des Kanzlers oder des Bundespräsidenten zu Weihnachten bzw. Neujahr angekündigt ... weiß ich jetzt aber nicht mehr so genau].
Peter Schiff hat sich möglicherweise schon einige Male zu den Kurt-Vethake-Hörspielen geäußert, mir sind da z.B. die folgendenr Ausagen aus dem Buch 'Seewolf & CO' (über die ZDF-Abenteuer-Vierteiler der 60er & 70er) bekannt :
>Trotz des immensen Publikumerfolges gab es von Jack Londons Roman [Der Seewolf] nur eine einzige Hörspielfassung. Die vielleicht beste Produktion von Kurt Vethake hält sich noch mehr anm Original, als es die Fernsehfassung von Walter Ulbrich ohnehin schon tat. (...) Für die Rolle des Humphrey van Weyden konnte einer der besten deutschen Sprecher gewonnen werden: Peter Schiff, der in
Lockruf des Goldes den von Werner Berndt gespielten kauzigen Andy Carson (4. Teil
Vierauge) synchronisierte. Schiff erinnert sich gerne an die 'goldene Hörspiel-Ära' zurück: "Es hat eine Menge Spass gemacht, und vor allen Dingen war es nicht so anstrengend, wie viele es sich vorstellen. Wir gingen ins Studio, bekamen unseren Text und stellten ein bis zwei Hörspiele pro Tag fertig." Aufgrund seiner introvertierten Art war er auch die Idealbesetzung für den Part des Humphrey van Weyden, der sich ein brilliantes verbales Duell mit Eberhard Krug als Kapitän Wolf Larsen liefert. "Dies war sicherlich eine der gelungensten Hörspiel-Adaptionen, weil wir uns so eng an den Originaltext hielten."<
(S. 206, Hörspieladaptionen der ZDF-Abenteuervierteiler)
Spezielle Vethake-Hörspielfragen an Peter Schiff fielen mir so einige ein, z.B.:
- Wie spontan wurden die Texte gesprochen? Bekam man das Skript erst am Tag der Aufnahme oder schon früher? Wußte man wenigstens, welche Aufnahme man machen würde?
- Konnte ein Sprecher den vorgegebenen Text in einer Szene eventuell noch selber ändern? Gerade bei Peter Schiff hört sich ja mitunter an, als ob seine Dialoge auf den Leib geschneidert sind.
- Hat sich Peter Schiff gar mal selber an einer Hörspielbearbeitung versucht?
- Das führt zu der Frage, wie die Rollenverteilung bestimmt wurde. War diese immer von Vethake vorgegeben oder sprachen sich die Sprecher da schon mal selber ab?
- Hat sich Peter Schiff sein Zweirollen-Pseudonym 'Peter Larsen' selber ausgedacht oder wurde es von Vethake verliehen?
- Wie ging die Aufnahme vonstatten? Wurden etwa die Geräusche grundsätzlich später eingeschnitten, oder hörten die Sprecher zumindestens einen Teil derselben, um etwas mehr Athmosphäre zu spüren, auch während der Aufnahmen?
- Wurden immer alle Sprecher gleichzeitig aufgenommen, oder kam es auch vor, daß man auch mal 'gegen die Wand gequatscht' hat, weil etwa möglicherweise Gastsprecher gesondert aufgenommen wurden? [Könnte ich mir etwa bei der 'kleinen Prinzen'-Aufnahme mit Hardy Krüger vorstellen, wo Peter Schiff nur einen oder zwei Sätze sprach, das war allerdings keine Vethake-Produktion]
- Hat Vethake ein Hörspiel in der Reihenfolge der Szenen aufgenommen, in der es im Hörspiel zu hören ist?
- Sind in den 70er Jahren regelmäßig immer zwei Aufnahmen aufgenommen wurden, oder wurde manchmal doch nur eine Produktion eingespielt, es gibt da ein paar Hörspiele, denen ich beim besten Willen keinen 'Zwilling' zuordnen kann.
- Das führt zu der Frage, ob mal was aufgenommen wurde, daß später gar nicht erschienen ist, man stelle sich vor, in irgendwelchen Schränken würden noch unveröffentlichte Kurt-Vethake-Produktionen schlummern (träum) ... ich glaube aber nicht, daß ein Sprecher sowas überhaupt mitkriegen würde.
- Dann wäre da schließlich noch die Frage, wann die letzten Vethake-Produktionen eingespielt wurden, möglicherweise war es ja die Pitje-Puck-Serie (1982?)?
- Ein bißchen direkt wäre es sicher, zu fragen, ob es nicht schade war, daß in der zweiten Hälfte der 70erJahre die Sprecher in vielen Hörspiele doch einiges an Mehrfachrollen bewältigen mußte und daß sich außerdem der Kreis der Sprecher nicht mehr so regenerierte.
Vielleicht sind ja ein paar Fragen für dich mit dabei. Es ist aber wohl besser, so einen Fragenkatalog nur als Leitfaden zu benutzen und lieber das Gespräch 'fließen' zu lassen als zu sklavisch eine Frage nach der anderen 'abzuarbeiten'. Und das wichtigste ist sicher, die Mitschneidemethode vorher gut auszuprobieren. Wenn du etwa über ein Mikro den Freisprechlautsprecher aufnimmst, und die beiden sind zu eng aneinander, könntest du plötzlich Rückkopplungen bekommen, und das wäre doch höchst unangenehm und fatal.
Viele Grüße
Thosch
PS @Uwe: Ist die Info, daß Eberhard Krug tot ist, gesichert? Ab ca. 1977 ist er ja bei Vethake nicht mehr zu hören. Wann ist er denn gestorben?