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irina

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Samstag, 21. Februar 2004, 16:53

Claus Peter Lemmer: Pampusch, der kleine Zaubergeist (Europa)

pampusch, der kleine zaubergeist


erzähler: max schweigermann
pampusch: peter kirchberger
ingo: stephan chreszinski
florian: jan krause
kaline: marlen krause
kemal: keserci zganijar
frau pesniker: veronika weckler
herr sterzel: f.-j. steffens

hörspiel von claus peter lemmer
regie: heikedine körting


covertext:
alle haben pampusch gern. er ist ein guter kleiner zaubergeist, denn pampusch hilft kindern, wenn sie sorgen haben, wenn sie irgendwann nicht mehr weiter wissen oder wenn es einmal ärger mit den großen gibt. pampusch weiß immer rat, denn ein zaubergeist kann alles - wirklich alles!



inhalt:
obwohl auf der straße autos und hundewürste sind, werden die spielenden "rotzgören" kaline, ingo, florian und kemal, "das balg von den türken", von der bösen, berlinernden hausmeisterin frau pesniker vom hof verjagt. was tun?

pampusch muss her! der kommt zwar nur, wenns wirklich wichtig ist, aber spielen ist ja wichtig, also ruft man ihn um hilfe an! pampusch ist leider ein wenig unter zeitdruck, denn er verkauft gerade billige kartoffeln (2 pfund für 5 pfennige) an leute, die es nötig haben. gottseidank lässt er sich aber trotzdem überzeugen, in gestalt eines kartoffelhändlers herbei zu eilen - leute, die es nötig haben, gibts schließlich überall! während sich die kunden um die kartoffeln kloppen, beschäftigt pampusch die kinder, indem er sie zum einfüllen der begehrten ware verdonnert. nebenbei redet er auch noch ruhig und gelassen die nörgelnde hausmeisterin, die mit keinem menschen gut sein kann, in grund und boden, denn bosheit muss schließlich bestraft werden - aber das haben wir ja schon beim pumuckl gelernt!

nach erfolgreichem kartoffelverkauf erkennt der kluge pampusch jedenfalls sofort, dass die kinder einen spielplatz brauchen, wo sie ungestört und gefahrlos toben können, also fährt er mit ihnen zu seinem freund, dem altwaren-/schrotthändler sterzel. da dürfen sie aber auch nicht spielen, weil es zu gefährlich ist, also wird kurzerhand eine alte dampflokomotive entführt, die eigentlich schon verkauft ist. die fröhliche fahrt zu einem see kann losgehen! unterwegs werden an einem bahnhof ein paar leute eingeladen, von denen danach nie wieder die rede ist und von denen man auch nicht weiß, wo sie bleiben, die lok wird aus unerfindlichen gründen nach der ungeliebten frau pesniker getauft und ein lustiges lok-lied wird auch komponiert. darüber hinaus verläuft die fahrt vollkommen ereignislos, abgesehen von einem kleinen zwischenfall mit einer entgegenkommenden lok. selbstverständlich stellt das aber auch kein größeres problem dar, denn pampusch rettet alle, indem er - man glaubt es kaum! - seinem namen endlich mal alle ehre macht und ein ausweichgleich herbei zaubert.

nach dem bad im see, von dem man eigentlich nichts erfährt, außer dass baden ohne badehose viel schöner ist als baden mit badehose, macht man sich auf den rückweg und lädt bei der gelegenheit gleich mal den ungebliebten hausdrachen frau presniker ein. wie könnte es anders sein: der diplomatische pampusch kitzelt mit viel geschick die gründe für ihre griesgrämigkeit aus ihr heraus, sorgt für eine versöhnung zwischen ihr und den kindern und alles wird gut!


fazit:

produktions- und sprechertechnisch ist wie bei den meisten alten europa-sachen nichts auszusetzen. extrem störend ist aber die diskrepanz zwischen titel und inhalt: unter "pampusch, der kleine zaubergeist" stelle ich mir jedenfalls keinen geist vor, der als "kartoffelfritze" und zugentführer agiert, sondern einen kleinen, netten geist, der lustig ist, schabernack treibt und eben auch - nomen est omen! - zaubert! und zwar öfter als ein einziges mal in 36 minuten! als höchst unpassend empfinde ich weiterhin die besetzung der pampusch-rolle, weil kirchbergers "alte" stimme meiner vorstellung von einem zaubergeist ganz einfach nicht entspricht.

davon abgesehen, dass meine durch den titel erweckten erwartungen überhaupt nicht erfüllt wurden, kann man das hörspiel aber auch inhaltlich als fragwürdig bezeichnen. kind lernt zwar, dass sorgen und leid ein grund für bösartigkeit sein können, dass kokeln gefährlich ist, dass man immer pünktlich zuhause sein muss und - im groben - wie eine dampflokomotive funktioniert. wir erfahren aber auch:
- dass kinder spielplätze brauchen, weil sie sonst unfug treiben
- dass türken sparen müssen und deshalb mülltonnen durchwühlen
- dass wecker, die man in mülltonnen findet, immer noch 10 mark wert sind, weil die leute undankbar und überdrüssig sind und gute sachen einfach wegwerfen
- dass man ruhig die verantwortung für fremde kinder und lokomotiven übernehmen kann, wenn man gut versichert ist
- dass es zwar schon frech ist, eine lokomotive zu entführen, dass es aber irgendwie doch okay ist, wenn man sie bedienen kann und vielleicht kaufen will, denn autos fährt man schließlich auch probe

ich kann nur sagen: finger weg von diesem hörspiel!
es ist weder spannend, noch lustig, noch unterhaltsam - und bei alle dem ist es noch nicht mal pädagogisch wertvoll! ;)
»Alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, illegal oder macht dick. In besonders spaßigen Fällen alles auf einmal.« (Mae West)