Original von Volker
mal ne Frage, habt ihr euch beim OJ Simpson Prozess Film auch so aufgeregt?
Aufgeregt? Jein. Ich fand es damals unglaublich bitter, mit welcher perversen Geilheit sich bestimmte Medien auf alles, aber auch wirklich alles gestürzt haben, was auch nur halbwegs nach Privatleben gerochen hat. Die intimen Details aus Simpsons Privatleben wurden aus dem Gerichtssaal direkt und ungebremst in die amerikanischen Wohnzimmer ausgestrahlt und nur einen Tag später zerriss sich die halbe Welt darüber das Maul. Und da frage ich mich bis heute, ob das wirklich hätte sein müssen. Für meine Begriffe hatte die ganze Angelegenheit etwas unglaublich Entwürdigendes.
Beim Jackson-Prozess rege ich mich dagegen über eine Veröffentlichung der ganzen Angelegenheit richtig auf. Die Gewinner mögen die Medien sein, die Verlierer sind in diesem Fall die Kinder, die während des Prozesses ins Rampenlicht gezerrt werden, um nach Möglichkeit intime Details auszupacken. Ich finde, schon ein "normales" Gerichtsverfahren setzt Kinder einem ungeheuren Druck aus (ist ja bei den meisten Erwachsenen nicht anders). Eines um sexuellen Mißbrauch sowieso, egal, ob etwas dran ist oder nicht, aber wie groß muß erst der Druck sein, wenn man weiß, daß ganz Amerika die Möglichkeit hat, sich die eigenen Worte per Knopfdruck ins Wohnzimmer zu holen? Ganz zu schweigen davon, daß sich nach der Sendung wieder alle über die eigene Aussage unterhalten werden? Und wenn letztendlich an dieser ganzen Mißbrauchs-Geschichte noch was dran sein sollte ...
Ich weiß nicht, ob wirklich alle Kinder diesem Druck gewachsen sind.
Keine Ahnung, was andere von dieser Idee der Veröffentlichung halten, aber mir persönlich wäre die Galle übergelaufen, wenn jener Ted Harbert die Worte in meiner Gegenwart ausgesprochen hätte, denn für mich hören sie sich so an wie "Mensch, wir werden Quote, Quote, Quote machen und dabei auf nix und niemanden Rücksicht nehmen - ist das nicht toll?"
Gruß
Skywise