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Dienstag, 3. Mai 2005, 11:01

Frontal 21 und die Folgen: Mediawatch Videospiele

Zitat

Guten Tag zusammen,

wahrscheinlich haben die meisten Benutzer dieses Forums in den vergangenen Tagen die Aufregung um die Berichte von Frontal 21 über unser aller Hobby verfolgt. Ich als sozial fähiger, intelligenter und -vor allem- absolut friedfertiger Videospieler, fühle mich durch die dort vorgefundenen Verallgemeinerungen, Unterstellungen und Falschaussagen persönlich angegriffen. Unser Hobby ist auf dem besten Weg, nicht nur ökonomisch, sondern auch inhaltlich, künstlerisch und qualitativ zu anderen Unterhaltungsmedien aufzuschließen. Wenn man bedenkt, dass es Videospielen auf zumindest halbcineastisch/realistischen Niveau erst seit Einführung der Playstation gibt, ist das eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Was genau Leute wie Rainer Fromm bei Frontal 21 und auch diverse andere Medienvertreter dazu veranlasst, uns alle derart herabwürdigend falsch darzustellen, ist mir ein Rätsel. Ich bin aber nicht bereit, mich dagegen nicht zu wehren.

Deshalb - lange Rede, kurzer Sinn - meine Idee:
Die Falschdarstellungen von Videospielkultur in den Medien beruhen meiner Meinung nach auf zwei Hauptursachen: Erstens sind die Macher dieser Meldungen und Berichte schlecht oder gar nicht informiert. Und zweitens werden die Fehldarstellungen nicht in ausreichendem Maße in anderen Medienberichten kommentiert und gegebenenfalls korrigiert.
Beide Ursachen kann man abstellen, und zwar durch die Einrichtung einer Mediawatchgruppe für Computer- und Videospiele.
Was würde so eine Gruppe machen? Nun, zuallererst würde sie - am besten in Form einer Internetpräsenz - Informationen, Statistiken und Links zu Computer- und Videospielen bereitstellen, um Medienschaffenden einen Zugriff auf vernünftige Fakten zu ermöglichen. Ich denke dabei besonders an USK-Statistiken, Verkaufszahlen "zweifelhafter" Videospiele und an demographische Fakten über Computer- und Videospieler.
Außerdem würde sie - und das wäre auch die Hauptaufgabe - alle Medienberichte zum Thema sammeln, die Inhalte überprüfen und auswerten, Fehler und Ungenauigkeiten öffentlich zugänglich machen, im Netz verbreiten, gegebenenfalls Petitionen und Protest organisieren und dann -vor allem- die zuständige Redaktion, aber auch andere Redaktionen über die jeweilige Mangelleistung informieren.
Langfristig würde ich mir davon, einen gewissen Bekanntheitsgrad und eine entsprechende Reputation vorausgesetzt, eine deutliche Verbesserung des Medienechos versprechen. Kurz gesagt:

Die Berichterstattung, die unser Hobby verdient hat!

Natürlich kann ich das kaum alleine schaffen - ich habe "nebenher" noch ein Studium, einen Job und ein Leben. Aber gemeinsam wäre da sicher was zu machen. Wichtig wäre mir bei eventuellen Hilfen neben Fachwissen und einer vernünftigen Beherrschung der deutschen Sprache (Wir wollen Vorurteile widerlegen und nur ungern bestätigen) vor allem Erfahrungen im Bereich HTML-Programmierung und Homepagebetreuung - da tendiert meine Ahnung nämlich gen Null. Für den redaktionellen Inhalt wäre es natürlich extrem toll, wenn jemand schon Erfahrung im Bereich PR/Pressearbeit hat - aber das muss natürlich nicht sein. Ein bisschen Zeit und viel Begeisterung, das würde mir schon reichen.

Jemand Interesse? Dann E-Mail an

tobias.hanraths@web.de


...mit der Bitte um Verbreitung. :)

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Dienstag, 3. Mai 2005, 11:47

Nö, nö als PC-Zocker fühle ich mich durch die Berichterstattung nicht persönlich angegriffen.
Ich finde dass die zT bedenklichen Entwicklungen im Auge behalten werden sollten. Zu aller erst von den Eltern. Deftige zugegebenermaßen manchmal über das Ziel hinausschießende Berichte rütteln vielleicht den einen oder anderen mal wach und bewegen ihn dazu einen Blick auf die Festplatte des Sprößlings zu werfen!

3

Dienstag, 3. Mai 2005, 12:02

Ich finde die Verallgemeinerungen in solchen Beiträgen immer sehr bedenklich. Meine Mutter hat mich vor gar nicht all zu langer Zeit auch mal auf meine Spielleidenschaft angesprochen und war sehr besorgt, dass ich vielleicht "abdriften" könnte... da war ich Ende 20 ;)

Mehr Aufmerksamkeit der Eltern steht natürlich ausser Frage, aber Killerphrasen wie "virtuelles Töten von Menschen" und die Verbreitung der Meinung, dass Spieler (egal welchen Alters) über den Intellekt von Weissbrot verfügen und Realität mit der Spielwelt vermischen, nerven mich schon längere Zeit.

4

Dienstag, 3. Mai 2005, 13:33

Zitat

Original von Kabukichan
[...] Killerphrasen wie "virtuelles Töten von Menschen" [...]


Ähem, ich hab in letzte Zeit nicht viel gezockt aber Far Cry, HL2 (inkl. CS) und einige WW2-Shooter hab ich zumindest schon mal gesehen.
Da wird virtuell getötet - sprich man schießt auf Figuren, die Menschen darstellen sollen.
Was paßt Dir an der Aussage nicht?

5

Dienstag, 3. Mai 2005, 14:00

Entspricht das Schiessen auf virtuelle Figuren in einer virtuellen Umgebung dem virtuellen Töten von Menschen? Für meinen Geschmack ist dieser Ausdruck sehr abwertend.
Wie klingt denn "Töten von virtuellen Menschen"? Ach ne, etwas virtuelles kann ich ja nicht töten, weil es ja virtuell ist. Hmmm... "virtuelles Töten von virtuellen Menschen"? Blöd, zweimal virtuell... Jetzt hab ich es: "Virtuelles Räuber und Gendarm in einer für Erwachsene angepasste Spielumgebung".

Alles Wortklauberei!

Mir geht es einfach darum, dass es sich um ein Spiel handelt und das dieser Aspekt einfach ausser acht gelassen wird. Durch diese abwertende Berichterstattung werden Spieler fast schon als potentielle Gefahren hingestellt. Ethik und Moral werden in diesen Berichten zu leichtfertig transponiert, aber da man ja als Spieler selber aktiv ist (im Gegensatz zu Filmen nur passiver Zuschauer) ist die moralische Grenze zwischen Spiel und Realität nicht mehr gegeben - oder wie?

So Geschichten wie diese "Jagdsportseite", auf der man per Mausklick Wild erlegen kann, entsprechen dem Ausdruck "virtuelles Töten" doch wohl eher.

Mal abgesehen davon wird in nahezu jedem Tabletop-Rollenspiel getötet. Es fehlt vielleicht die visuelle Darstellung, aber die Beschreibung (durch einen guten Spielmeister) ist sicher vergleichbar, wenn nicht sogar detailierter. Ist dies dann auch virtuelles Töten?

Im Spiel Risiko fegt man ganze Armeen weg - wer denkt da an die einzelnen Einheiten die dort virtuell sterben müssen? ;)

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Dienstag, 3. Mai 2005, 14:50

Ich hab nix gegen virtuelles Töten - ich mach das ziemlich gerne. Aber ich nenn es halt beim Namen und ich steh dazu. Kritik und Medienhetze gehen mit am Hinterteil vorbei.
Ich schicke lieber tausende in den virtuellen Tod am liebsten rundenorientiert und es darf auch ein bisschen abstrakt in der Darstellung sein.
Aber Shooter auf einer LAN-PArty machen mir auch Spaß.
Den Unterschied der Darstellung kann man schon spüren. Wenn Du ehrlich bist, musst Du das auch zugeben. Ob ein abstraktes Zeichen - praktisch eine Schachfigur - vom Feld geht oder eine sehr realistische Menschengestalt zerfetzt wird ist ein Unterschied.
Würdest Du mit einem 6jährigen Schach spielen - ich schon.
Würdest Du mit einem 6jährigen einen blutigen Shooter spielen - ich nicht.
Wenn Du mir in dem Punkt widersprechen willst, ist die Diskussion hier für mich zu Ende und Du hast Dich disqualifiziert.

Die Geschicht mit der Jagdseite siehst Du falsch. Da wird nicht virtuell getötet, sondern real. Das Internet ist nur die Fernsteuerung.

Ich denke Du bist da ein bisschen dünnhäutig und empfindlich. Du wirst die Welt nicht aufklären und die Medien nicht von ihren schlagzeilenträchtigen, reißerischen Berichterstattung wegbringen. Na und? Lass sie schreiben und zock friedlich mit Deinen Freunden...

7

Dienstag, 3. Mai 2005, 15:14

Natürlich würde ich mit nem 6jährigen Schach spielen - und er würde gewinnen ;) aber ich würde es mir zweimal überlegen, ob ich mit ihm ein Tabletop Rollenspiel (oder ganz ohne Spielfiguren) mit entsprechendem Spielmeister spielen würde. Aber die Darstellung und die Jugendgefährdung sind nicht die Punkte auf die es mir ankommt. Ich bin der letzte, der mit irgendeinem Minderjährigen Gewaltspiele spielen würde, da ich zum einen als Erwachsener das Spielerische erkenne und zu anderen auch Verantwortung gegenüber Jüngeren hab. Das sind eben Spielsachen für Erwachsene, aber die will ich auch behalten :D

Mir geht es um die Berichterstattung im Allgemeinen. Es ist ja in Ordnung, dass es dir am Allerwertesten vorbeigeht, wenn die Spielerschaft auf ein paar wenige Idioten reduziert wird (die es unabstreitbar gibt), aber wenn meine eigene Mutter bei ihrem erwachsenen Sprössling die Fähigkeit der Unterscheidung zwischen Spiel und Realität in Frage stellt finde ich, dass da entweder eine neutralere Berichterstattung oder eben eine Gegendarstellung von Nöten ist. Das ist auch keine Frage der Dünnhäutigkeit. Die wenigsten der Zuschauer haben doch jemals mit solchen Spielen zu tun gehabt, aber sie sehen solche Berichte und nehmen die Schlussfolgerungen für bare Münze. Es war einfach meine Mutter zu überzeugen, aber dieses Gespräch bzw. die Demonstration musste erst mal geführt werden.

Mir ist klar, dass gegen reisserische Berichterstattung selten ein Kraut gewachsen ist, aber da ich der Meinung bin, dass man seinen Standpunkt durchaus vertreten und verteidigen sollte, werde ich mich an diesem Projekt beteiligen (ist übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen).

Ich kann mich auch zurücklehnen und einfach weiterspielen. Allerdings kann es dann irgendwann in ferner Zukunft passieren, dass die falschen Leute von solchen Berichten beeinflusst wurden und das konsumieren softwarebasierender Spiele gesetzlich so weit eingeschränkt wird, dass man es auch ganz bleiben lassen kann... ;)

BTW: Gelegentlich Ironie ist in meinen Beiträgen mit einem Zwinkern markiert :D