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Samstag, 7. Mai 2005, 12:00

Peter Lundt (01) und das Keuchen des Karpfens

Arne Sommer - Peter Lundt (01) und das Keuchen des Karpfens


Kriminalhörspiel
48:05 Minuten
hörformat
1 CD; ISBN: 3-9809813-0-4; Euro: 9,90

Sprecher:
Mark Bremer, Elena Wilms, Tetje Mierendorf, Angela Quast, Colin Solman, Gerd Hinze, Sascha Nathan, Arne Sommer, Guillaume Boullay, Jan Krogmann, Marc Hertel, Klaus Lauer, Marcus Brien, Wolfgang Berger, Almuth Galach, Uta Dänekamp, Catharina Kottmeier, Anke Röder

Inhalt:
Ein Karpfen auf dem Land keucht und erstickt. Ein blinder Detektiv im Meer ertrinkt. Wie ist Peter Lundt nur in diese Situation geraten, allein im Nordseewatt bei auflaufender Flut?
So ging es los: "Sie haben meine Karpfen entführt!" Japanische Zierkarpfen nämlich, kostbare Koi. Eine Katastrophe für den Koi-Importeur Malzahn und für seine Versicherung. Für den blinden Detektiv Peter Lundt ist es der erste Fall nach dem tragischen Unglück, das den Ex-Bullen sein Augenlicht, seine Karriere und die Scheidung von seiner Familie gekostet hat. Er will sich und der Welt unbedingt beweisen, dass er auch als blinder Ermittler noch eine gute Figur macht. Nun ist der einsame Wolf ein "private eye" - allerdings ohne Augen. Die sucht und findet er per Kleinanzeige in der Studentin Anna Schmidt. Kein einfacher Job, mit dem unwirschen Lundt zu arbeiten. Zu ihrer Überraschung wächst er einem aber schneller ans Herz, als man "Blindenstock" sagen kann...


Kritik:

Dass einen kein Mainstream-Hörspiel erwartet, wird schon klar, wenn man den Titel liest: "Peter Lundt und das Keuchen des Karpfens" - was um alles in der Welt soll das sein? Ein zweiter Blick auf den Inhalt macht nur noch neugieriger: blinder Detektiv (wie soll das funktionieren?), japanische Zierkarpfen (aha, ja klar!?), ein tougher Ex-Bulle, der sich durchs Leben schlägt und nicht aufgibt, ein Bruce Willis des hohen Nordens also? Na denn mal schnell den Silberling ausgepackt ... Was ist das denn schon wieder? Ein Kleber quer über dem Papp-Schuber, mit Braille bedruckt? (Oho!) Dazu eine hellgrüne Lasche, an der man die CD aus der Hülle herauszieht (hm, very tricky, die Verpackung) ... Jetzt aber nix wie rein in den Player, das gute Stück!
Und - höre da: Hier wird ein spannender 48-minütiger Krimi geboten, der mit allem aufwartet, was das Krimiherz begehrt, von Erpressung über Entführung bis Mord.

Peter Lundt fasziniert. Die Idee, einen blinden Ermittler in einer Hörspielserie einzusetzen, ist geradezu genial: Kein anderes Medium eignet sich so gut wie dieses, um in die Welt des blinden Helden einzutauchen und mit dem kantigen, brummigen, leicht verbitterten, aber durchweg sympathischen Charakter Peter Lundt auf auditive Verbrecherjagd zu gehen.
Der Ex-Drogenfahnder ist ein Typ, der auch nicht aufgibt, als ein Polizeieinsatz sein Augenlicht und seine Polizeikarriere jäh beendet: Kurzerhand beschließt er, sich als Detektiv selbstständig zu machen, und schaltet eine Anzeige: "Augen gesucht" - denn alles andere, was man für diesen Job braucht, hat er ja selbst. Er findet "seine" Augen in der Studentin Anna Schmidt, die anfangs keine Ahnung hat, auf was sie sich da einlässt...

In dieser ersten Folge werden alle für die Serie wichtigen Personen gut eingeführt, geben aber noch lange nicht alles über sich preis. Die Charaktere verstehen es zu fesseln und sind dabei ambivalent genug angelegt, dass man sich gerne weiter mit ihnen beschäftigen möchte. Das ist sehr gelungen.

Die Sprecher sind hervorragend ausgewählt: Mark Bremer als Peter Lundt und Elena Wilms als Anna Schmidt sind eine tolle Besetzung für die beiden Titelrollen. Auch die übrigen Sprecher passen prima ins Bild, ohne Ausnahme.
Zwischen (und auch innerhalb) den einzelnen Szenen (28 Tracks) gibt es entweder stimmungsvolle Musik zu hören, oder eine Blindenuhr sagt die Zeit an - passend!
Die Effekte sind makellos. Bei einer Produktion, die besonders vom "Hinhören" des Hauptcharakters lebt, ein absolutes Muss und ebenso perfekt gelöst.

Die Story ist spannend bis zum Schluss und glänzt durch lebendige Charaktere, feinen Humor (so liegt das Detektivbüro beispielsweise direkt neben einem "Video-Versand", in dem allerdings hörbar mindestens so viele Pornos gedreht wie versendet werden), ein clever angelegtes Script, un peu prickelnde Erotik und viel Wortwitz, der auch vor dem heiklen Thema Blindheit nicht zurückschreckt. ("Ich warne Sie, bei mir ist nicht aufgeräumt!" - Lundt: "Darüber sehe ich hinweg.")

Das Experiment, von einem Blinden an die Hand genommen zu werden und mit ihm das Geschehen zu durchleben, geht voll auf und ist bis ins kleinste Detail stimmig - nach 48 Minuten hat man eine weitaus bessere Vorstellung davon, was es heißt, blind durchs Leben zu gehen, als einem das jeder Film vermitteln könnte.


Fazit:

Der blinde Ermittler Peter Lundt überzeugt mit einem starken ersten Auftritt - eine rundum gelungene Produktion, von der Story über die Sprecher bis hin zu Geräuschen und Musik - unbedingt anhören!! :up:



Weitere Infos: http://www.hoerformat.de
»gruenspatz« hat folgende Datei angehängt:
' EINS UND EINS IST ZWEI - VON LONDON BIS SHANGHAI ! '
------------

www.hoerspatz.de -- Hörspiel- und Hörbuch-Rezensionen

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »gruenspatz« (7. Mai 2005, 12:02)


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Samstag, 7. Mai 2005, 13:06

Story:
Die Idee mit dem blinden Detektiv ist natürlich gradezu prädestiniert für ein Hörspiel und diese Produktion versprüht eine grosse Menge an Eigenständigkeit. Inhaltlich bekommt hier eine solide Detektivgeschichte geboten, die zwar keinerlei Actioneinlagen bietet, dafür aber sehr spannend ist. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, so befindet sich Lundts Büro beispielsweise neben einem Porno-Film-Studio (naja .. offiziell ein Video-Versand ;) ). Eine kleine Priese Erotik obendrauf und fertig ist eine schnörkellose Geschichte um eine interessante Figur. Es macht auf jeden Fall Spass den Geschenissen um den blinden Detektiv zu lauschen. Die Geschichte ist gut.

Sprecher:
Keiner der im Inlay abgedruckten Namen sagt mir wirklich etwas, doch das lässt noch kein Urteil über die Qualität der Sprecher zu, denn hier gehen alle mit hörbarem Engagement zu Werke. Das Gespann Mark Bremer (Peter Lundt) und Elena Wilms (Anna Schmidt) weiss zu gefallen und auch bei den übrigen Sprechern gibt es nicht zu beanstanden. Eine gute Vorstellung.

Musik und Effekte:
Die Musik versprüht direkt ein richtiges Detektiv-Flair und ist somit ohne Frage sehr gut ausgewählt. Selbiges kan man auch ohne Abstriche den Effekten attestieren. Da der Hauptdarsteller blind ist, muss er sich ja des öfteren auf sein Gehör verlassen und dementsprechend kann man sich hier auch keinen Fauxpas leisten. Vorallem die Szenen im Fussballstadion und am Meer wirken sehr real und steigern den Spass am Hören. Zusammen genommen liefert man auch hier ein gutes und in sich schlüssiges Bild ab.

Fazit:
Mit "Peter Lundt" erwartet den Hörer eine wirklich tolle neue Serie. Die Idee um den blinden Detektiv ist gut, wird in einer spannenden Geschichte verpackt, von guten Sprecher in Szene gesetzt und sowohl musikalisch als auch effektmäßig gut untermalt. Auf diesem Niveau darf es gerne weiter gehen, denn man kann noch so einiges aus der Figur Peter Lundt herausholen, dessen bin ich mir sicher. Für weitere Produktionen sollte man allerdings auf die 2 sekündigen Pausen zwischen den Tracks verzichten, welche die Handlung immer etwas "auseinanderreißen". Ansonsten bekommt man hier ein tolles Debut und eine rundum GUTE Produktion geliefert.

**** / *****


irina

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3

Montag, 23. Mai 2005, 21:17

ihr müsst was anderes gehört haben als ich! :D

lundt ist ohne frage eine interessante figur und die produktion ist sicherlich gut. aber alles in allem wirkte das hörspiel auf mich aufgrund der vielen, sehr kurzen szenen sehr gestückelt, und die story war für meinen geschmack auch nicht gerade ein highlight der krimigeschichte.

ganz ehrlich: ich war enttäuscht. das kann (mal wieder) damit zusammen hängen, dass ich aufgrund diverser hervorragender kritiken zu hohe erwartungen hatte; wäre nicht das erste mal.

meine bewertung (nach schulnoten) wäre maximal eine 3-.
»Alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, illegal oder macht dick. In besonders spaßigen Fällen alles auf einmal.« (Mae West)