Wie Kasperle ins Gefängnis kam
(erschienen beim Label „Perl Serie“ in der Reihe „Das Augsburger Kasperle“. Auf Seite 1 der Platte: „Wie Kasperle den Räuber Wurtzenbutz Mörtel essen ließ“)
Inhalt:
Der König und der gesamte Hofstaat machen einen Tagesausflug in den Wald. Der wackere Polizist wird beauftragt, derweil das Schloss zu bewachen, vor allem das königliche Schlafgemach, wo der König unter dem Bett seine Lieblings-Krone aufbewahrt. Doch der listige Räuber Wurtzenbutz hat das belauscht und weiß daher, dass auch der Polizist ein kleines Mittagspäuschen machen wird. Während dieser Zeit will er sich ins Schloß schleichen und sich die Krone grabschen. Gleichzeitig will er Kasperle einen Streich spielen und ihn an den Tatort locken, damit der Polizist ihn dort erwischt und für den Dieb hält. Er grübelt sich dafür einen raffinierten Plan aus: Er bringt Kasperles Großmutter einen vor Rechtschreibfehlern strotzenden Brief vorbei, in dem er Kasperle auffordert, Mittags am Brunnen zu sein. Unser Kasperle – natürlich neugierig geworden - geht hin und findet dort nicht nur die leere Pistole des Räubers, sondern auch die Patronen, die nacheinander auf dem Boden liegen wie die Brotkrümel bei Hänsel und Gretel und Kasperle ins leere Schloß führen. Im Schlafgemach angekommen, wird Kasperle dann auch – dummerweise gerade, als er unter dem Bett nach der Krone schaut – vom Polizisten überrascht. Der Plan von Wurtzenbutz scheint zu klappen. Aber natürlich hat Kasperle eine Idee, wie er aus dem Schlamassel wieder raus kommt...
Kritik:
Diese Folge muss ungefähr zur selben Zeit entstanden sein wie die beiden Paradiso/Peggy-Folgen, denn Gerd von Haßlers Kasperle-Stimme klingt hier genauso, und auch die Besetzung ist identisch: Haßler, Heinz Fabian und Ingrid Ohlenschläger.
Heinz Fabian hat die tiefe Stimme, mit der er sonst immer den Polizisten spricht, diesmal für den Räuber Wurtzenbutz reserviert und verpasst dem Polizisten dafür eine etwas höhere (prinz-ähnliche) Tonlage. Ingrid Ohlenschläger erweist sich als sehr wandlungsfähig, indem sie schnell zwischen lieblich-säuselnder Prinzessin und Großmutter hin- und herschaltet. Haßler übernimmt noch den König. Seppl spielt diesmal nicht mit.
Höhepunkt dieser Geschichte ist für mich die Szene, in der Kasperle seiner Großmutter den Brief von Räuber Wurtzenbutz vorliest. Hier ein kleiner Auszug:
„Da steht drüber: ´Blöder Kasperl´ Na, so eine Unverschämtheit! Was diese Räuber sich immer einbilden. ´Du pist...´ - was tue ich? – Ach so: ´Du bist´ soll das heißen, tse, schreiben kann er auch nicht. ´Du pist ein großer Einprecher´ - tse, der schreibt immer p, wenn er b schreiben soll - ´aper blöd´, Punkt. ´Man wird dich schon erwischen. Den Peweis´ – ach so, soll wieder Beweis heißen...“
So geht es noch eine ganze Weile weiter. Und am Schluss fährt es aus Kasperle heraus: „Na, so ein dummes Zeug, was soll denn dieser Quatsch?!“ Wirklich ein wahres kleines Kabinettstückchen, diese Szene, vor allem durch die unnachahmliche Vortragsart von Haßler.
Auch sonst bietet diese Geschichte eine nette Story, einen wieder mal vollends geistig überforderten Gesetzeshüter und einen tölpeligen Räuber, der natürlich am Schluss auf Kasperles Trick so heftig reinfällt wie man nur auf irgendwas reinfallen kann.
Das Niveau der Geschichten der 5 Europa-Folgen und der beiden Paradiso/Peggy-Folgen kann diese Geschichte – wie ich finde – zwar nicht ganz halten. Vor allem die Szene, in der Kasperle mit dem Polizisten diskutiert, weil der ihn ins Gefängnis stecken will, hätte man besser machen können. Auch Kasperles Trick am Schluss ist ein wenig zu einfach bzw. der Räuber etwas zu einfältig.
Aber trotzdem: Insgesamt bekommt man hier eine solide Kasperle-Leistung der Haßler-Crew zu hören. Und das ist doch die Hauptsache, gell, Kinder? Also – Wiederschaun, Kinder, Wiederschaun!
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Uwe« (29. Juli 2005, 22:44)