„Ein Herz und eine Seele – eine schwere Erkrankung“
Originalaufnahme der gleichnamigen WDR-Fernseh-Serie
von Wolfgang Menge; nach einer Idee von Johnny Speight
EMI, 1974
LP 1C062-29 528
MC 1C244-29 528
Inhaltsangabe:
Wenn der Vater krank ist, hat seine Familie die Schmerzen, erst recht, wenn der Vater Alfred heißt und die Familie Tetzlaff. Mit Alfred ist es ja unter normalen Umständen schon kaum auszuhalten – aber wann herrschen im Umkreis von Alfred eigentlich schon mal normale Umstände?! Furchterregend jedenfalls wird es, wenn Alfred sich unpäßlich fühlt – was heißt da unpäßlich: Alfred ist mindestens schwerkrank, wenn nicht todkrank, wenn nicht gar todsterbenskrank, und Else, Rita und Michael haben gefälligst dafür zu sorgen, daß er am Leben bleibt. Einer wagt zwar, Alfreds vermeintliche Magenkrämpfe als schlichte Blähungen zu diagnostizieren, aber das bekommt ihm schlecht. Alfred beharrt mindestens auf Krebs, wenn nicht was Schlimmeres. In warme Decken gehüllt und mit einem wärmenden Fläschchen ausgerüstet, erwartet er den Arzt. Aber erst im Krankenhaus wird sich herausstellen, wer in der Familie Tetzlaff wirklich krank ist und wer nur simuliert hat.
Bewertung:
„Hallo...hallo...Else...Eeelse!“ Kaum hätte dieses Hörspiel besser beginnen können, denn sind es doch die so schnell genervten Ausrufe von Alfred, die uns besonders erfreuen. Ist Alfred schon im normalen Hausgebrauch ein Ekelpaket, so steigert sich seine Form hier deutlich! Seine Laune bessert sich auch nicht durch den bald auftauchenden Arzt Dr. Keller, was allerdings verständlich scheint. Der unappetitlich Schleim hustende Hausarzt, der ihm auch noch den ganzen guten Schnaps wegtrinkt, wäre wohl besser selber im Bett geblieben, als seine Viren noch unter die Leute zu bringen.
Es sind also wieder einige herzerfrischend gemeine Bemerkungen zu erwarten, denen Rita und Michael immer gekonnt trocken kontern, wie z.B. „Dr. Keller muss erst die dringenden Fälle erledigen“. Der übliche Ausruf von Alfred “Du dusselige Kuh“ darf natürlich auch nicht fehlen, obwohl dies ja gelegentlich der Wahrheit auch recht nahe kommt. Elisabeth Wiedemann spielt diese Rolle einfach nur gut! Die Stelle, an der Alfred von ihr die Bestätigung hören möchte, dass er keineswegs schwul sei und sie nur antwortet:“ Woher soll ich das wissen?“, ist klasse!
Schön, dass der Mitschnitt noch mit der Urbesetzung gemacht wurde, nämlich Hildegard Krekel als Rita und Diether Krebs als Michael. Das Hörspiel selber ist ein reiner Mitschnitt, das heißt kein Erzähler und auch sonst keine Veränderung gegenüber der Film-Episode. Dies ist aber auch nicht notwendig. Auch, ohne die Folge im Fernsehen gesehen zu haben, bekommt man alles mit, denn schließlich lebt die Serie von Dialogen und nicht von Ortswechseln. Und selbst die werden dann so ausführlich „ausdiskutiert“, dass man immer auf dem Laufenden ist. Trotzdem ist das Hörspiel mit seiner gut 30-minütigen Lauflänge etwas kürzer, als im Fernsehen, da die Parts, in denen Alfred das Publikum durch seine bloße Anwesenheit, nicht aber durch aufmunternde Worte zum Lachen bringt, logischerweise rausgeschnitten wurden.
Schade, dass es nur diese eine Episode in Hörspielform gibt. Sie ist sehr rar, ob nun als LP oder als MC. Daher ist es auch schwer, über Preise zu spekulieren; aber es sollte sich wohl glücklich schätzen, wer sie bezahlbar auf einem Flohmarkt findet.