Ich habe glaube ich hier im Board schon mehrere Male erwähnt, dass ich das Hörspiel "Der kleine Muck" von Europa (nach dem gleichnamigen Märchen von Wilhelm Hauff) als Kind so traurig fand, dass ich sie irgendwann nicht mehr hören mochte.
Da ich aber andererseits die Hörspiele "Das Gespensterschiff" (Europa) und "Kalif Storch" (Paradiso) so sehr mag, war ich einfach mal neugierig, ein Buch von Wilhelm Hauff zu lesen. Ich habe mich etwas umgeschaut und entdeckt, dass alle drei Geschichten aus Hauffs Märchenbuch "Die Karawane" stammen. Darin geht es (logisch) um eine Karawane von Kaufleuten, die durch die Wüste zieht. Immer wenn sie Rast machen, erzählt einer von ihnen eine Geschichte, die er selbst erlebt oder gehört hat. Und das sind dann eben Der kleine Muck, Kalif Storch und andere wie z.B. der falsche Prinz oder - auch sehr gut, aber wohl nie als Hörspiel erschienen: Die Geschichte von der abgehauenen Hand.
Ich habe dieses Buch bei ebay für einen lächerlichen Preis erworben und mit großem Genuss gelesen und kann es nur jedem empfehlen, der gerne Geschichten mag, die im Orient spielen und eine 1001 Nacht-Atmosphäre haben.
Auf diese Weise bin ich auch mein "Kleiner Muck"-Trauma losgeworden, denn die Geschichte endet im Buch nicht so traurig wie im Hörspiel, wo der kleine Muck auch als alter Mann nur verspottet wird: Der Erzähler der Geschichte ist zwar einer der Jungs, die den kleinen Muck als alten Mann verspotten. Aber eines Tages treibt er es so arg, dass ihn sein Vater verprügelt, als er es von dem Kleinen Muck erfährt. Denn bei den Erwachsenen ist der Kleine Muck als weiser Mann sehr geachtet. Der Vater erzählt ihm dann die Leidensgeschichte des Kleinen Muck. Am Schluss ist der Sohn davon so beeindruckt, dass er es auch gleich seinen Freunden weitererzählt. Von da an haben auch die Kinder vor dem Kleinen Muck Respekt, verehren ihn und verneigen sich, wenn sie ihm begegnen.
Das ist ein versöhnliches Ende, das mich erleichtert hat.